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Die Facetten des Prinzen Jussuf

Ein Lesebuch über Else Lasker-Schüler

Erschienen am 25.04.2022
28,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783962581060
Sprache: Deutsch
Umfang: 200 S., 47 Illustr., farbige Abbildungen (Kunstwer
Format (T/L/B): 1.8 x 21.7 x 17.8 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Denk Dir ein Wunder aus, lautet eines der Zitate der malenden Dichterin Else Lasker-Schüler. Tatsächlich grenzt es an ein Wunder, dass diese Vielseitige, die 1945 in Jerusalem starb, noch immer Komponisten, Dramatiker, bildende Künstler, Männer und Frauen ebenso fasziniert wie ältere und junge Menschen. Sie nannte sich u. a. Prinz von Theben, Tino von Bagdad, Malik, Jussuf, Indianer oder Abigail und hasste das Wort "modern". Zeitlos war die Malerpoetin, die in Romanen, Theaterstücken, Opern und zahlreichen Büchern in diversen Sprachen porträtiert und übersetzt worden ist. Doch ihr Koordinatensystem ist eigentlich unfassbar. Deshalb auch wird hier ein "Lesebuch" vorgelegt, in einer Mischung aus journalistischer Prosa und einer Auswahl ihrer Gedichte und Zeichnungen als Annäherung an eine "Performerin", die bis heute die Meinungen über sie spaltet und die zugleich eine Visionärin war: "Wissen Sie, wie man das jüdisch-arabische Problem lösen kann? Es gibt nur einen Weg: Freude schaffen. Wir gründen einen Rummelplatz für Juden und Araber, den beide Völker besuchen werden und wo sie gemeinsam Reibepfannkuchen essen, Karussell fahren und Glückshafen spielen." Else LaskerSchüler ist 75 Jahre alt geworden. Ihre Lebensspanne umfasst von 1869 bis 1945 fast genau Aufstieg und Fall des Deutschen Reichs. Ein Kulturstaat, der zum Monster wurde, das Millionen Menschen ermordete und seine besten Köpfe ab 1933 ins Exil verscheuchte. So wurde die wortmächtige Else LaskerSchüler zur berühmtesten und zugleich unbekanntesten deutschen Dichterin. Als "größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte", wurde sie von Gottfried Benn gefeiert. Er hebt die jüdische Autorin, die "das zarteste Deutsch" schrieb, damit in den Dichterhimmel. Dennoch waren sich weder Freunde noch Feinde sicher, wer Else Lasker-Schüler wirklich war. Gewiss ist, dass sie ohne Handy und Social Media ein Netzwerk von Freundschaften gewebt hatte. Sie selbst erklärte kategorisch: Mein Herz - Niemandem! Dabei hat sie diese wilde Seele reichlich verschwendet, war ständig verliebt, aber stets unglücklich und ohne Happy End. Kompromisse waren nicht ihre Sache. Der Dichter Klabund sagte über sie: "Else LaskerSchüler trägt ihr Herz an einer goldenen Kette um den Hals. Sie ist ohne Scham: jeder darf es betrachten." Sogar der Zyniker Karl Kraus hob sie in den Olymp: "Else Lasker-Schüler ist die stärkste und unwegsamste lyrische Erscheinung des modernen Deutschlands." Franz Kafka vermutete in ihr eine Alkoholikerin und meinte: "Ich kann ihre Gedichte nicht leiden, ich fühle bei ihnen nichts als Langeweile." Erich Fried bewunderte die Dichterkollegin, nannte sie aber auch "einen richtigen Germanistenschreck."

Autorenportrait

Hajo Jahn, geboren in Berlin, wo Else Lasker-Schüler berühmt wurde. Wie vielen aus dieser Kriegsgeneration - Kinderjahre von 1941 bis 1944 im heutigen Polen, 1953 Flucht mit den Eltern aus der DDR nach West-Deutschland - musste sich Hajo Jahn seinen Berufsweg hart erarbeiten: Volksschüler, Kofferträger auf den Bahnhöfen von Hamburg und Witten, Lehrling im Labor einer Wittener Chemiefabrik, Bergmann unter Tage auf einer Zeche in Dortmund und Packer in einer Glasfabrik. Sein Auswanderungsschiff nach Kanada fuhr ohne ihn ab, denn er hatte früh angefangen für Lokalzeitungen zu fotografieren und zu schreiben. So bekam er im letzten Moment doch noch ein Volontariat: bei der "Westfälischen Rundschau" in Dortmund. Danach freier Korrespondent für WDR/ARD. 1970 - 2000 WDR-Studioleiter in Wuppertal, Reporter, Hörfunk- und Fernsehmoderator. Angeregt durch seine eigene Geschichte, gründete er 1990 als Berliner in Wuppertal, der Geburtsstadt der Dichterin, die nach ihr benannte "Else Lasker-Schüler-Gesellschaft", für die er inzwischen rund ein Dutzend Bücher herausgegeben hat. Sein Anliegen war die (in Solingen realisierte) Gründung eines "Zentrums für verfolgte Künste" - für eine zeitgemäße Erinnerungskultur. Sie ist für ihn heute wichtiger denn je angesichts der Flüchtlingsthematik und Fremdenfeindlichkeit, von Rassismus und neuem (alten) Antisemitismus.