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'Ergriffen vom Leben und doch vom Leben nicht bestochen'

Franz Schnabel - Der Historiker des freiheitlichen Verfassungsstaates

Erschienen am 15.12.2009, Auflage: 1/2009
20,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783867320719
Sprache: Deutsch
Umfang: 397 S., zahlreiche farbige Abb.
Format (T/L/B): 2.1 x 24 x 16.6 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Franz Schnabel (1887-1966) gehört zu den wenigen deutschen Historikern, die nach dem Ende des wilhelminischen Kaiserreichs wiederholt ein Bekenntnis zur Weimarer Republik und damit zum freiheitlichen Verfassungsstaat abgelegt haben. Er sieht die'Deutsche Republik' als Vollendung der Revolution von 1848 und will als Historiker Verständnis für deren Vorgeschichte und Leistung wecken. Auch in den Krisen der liberalen Systeme, die die Zwischenkriegszeit prägen, rechtfertigt Schnabel den 'Bürgerstaat' und bekennt sich zu Grundrechten, zum Rechtsstaat, zum Parlamentarismus, zum Föderalismus und zur Gewaltenteilung. In der nationalsozialistischen Diktatur sieht Schnabel folgerichtig das Gegenbild des Verfassungsstaates, der die demokratischen und rechtsstaatlichen Traditionen deutscher Geschichte verkörpert. Bereits als Reichskanzler Franz von Papen am 20. Juli 1932 die demokratisch gewählte preußische Regierung absetzt, warnt er als einer der ersten ganz entschieden vor den Gefahren dieses Verfassungsbruchs für die freiheitliche Demokratie. 1936 betreiben die Nationalsozialisten Schnabels Zwangsemeritierung. Seit der Vertreibung von seinem Karlsruher Lehrstuhl lebt Schnabel in Heidelberg und pflegt dort freundschaftlichen Kontakt mit anderen Kritikern des 'Dritten Reiches'. Der Verfassungsjurist Gustav Radbruch, der spätere erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Theodor Heuss und der Philosoph Karl Jaspers gehören zu seinem Bekanntenkreis. Auch Regimegegner wie Adam von Trott zu Solz schätzen Schnabels Werk sehr. Im Sommer 1945 wird Schnabel zum Landesdirektor für Kultus und Unterricht in Nordbaden ernannt und treibt die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime voran. 1947 nach München berufen, wird er zu einem der angesehensten Historiker der 1950er und 1960er Jahre, der die Verantwortung des Historikers für die politische Bildung betont. Seine Vorlesungen werden von Studenten aus allen Fakultäten besucht, in seinen Seminaren legt Schnabel besonderes Gewicht auf die Ausbildung qualifizierter Geschichtslehrer. Er wird Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und fördert bedeutende Nachwuchswissenschaftler - unter ihnen den späteren Verfassungsrichter Ernst Wolfgang Böckenförde, den Frankfurter Historiker und Herausgeber der 'Historischen Zeitschrift' Lothar Gall, den österreichischen Historiker Heinrich Lutz und den Münchener Historiker Eberhard Weis.