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Gutes Personal ist schwer zu finden

Roman

Erschienen am 31.03.2014
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783866123731
Sprache: Deutsch
Umfang: 366 S.
Format (T/L/B): 3.3 x 20.9 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Als die beiden Schwestern Laure und Marie erfahren, dass ihre Eltern die Sommerresidenz L'Agapanthe an der Côte d'Azur verkaufen wollen, weil es heutzutage kein geeignetes Personal für diese Art von 'bonne maison' mehr gibt und die Instandhaltung zu teuer ist, schmieden sie einen Plan: Noch einen letzten Sommer wollen sie illustre Urlaubsgäste laden, - männliche illustre Urlaubsgäste -, bis sie einen geeigneten Kandidaten zum Lieben und zur Hausfinanzierung gefunden haben. Doch als sie auf die neureichen Herren treffen, kommt es ungewollt zu einer Salonkomödie; in den Hauptrollen Börsenmakler, Yogis, Modedesigner und Männer, die im Sommer Flanell tragen. Am Ende der Saison wollen die Schwestern schon das Waffelpiqué-Handtuch werfen, als aus ungeahnter Richtung Rettung naht.

Autorenportrait

Cécile David-Weill wurde in New York geboren und ist französisch-amerikanischer Herkunft. Unter dem Pseudonym Cécile de la Baume hat sie in den USA zwei Romane veröffentlicht. Sie schreibt unter dem Titel »Letters from New York« regelmäßig Kolumnen für die französische Nachrichtenseite »Le Point«, in denen sie über ihre Wahl- und Heimatstadt plaudert.

Leseprobe

I Prolog     Frühling 2007 Es war ein Sonntag wie jeder andere. Mein Sohn Félix war bei seinem Vater. Meine Schwester und ich richteten es immer so ein, dass wir mindestens einmal im Monat gemeinsam mit ­unseren Eltern zu Abend aßen, und jetzt, da der Mai fast vorüber war und das Wetter immer besser wurde, würde unsere ­Unterhaltung an diesem Abend zwangsläufig um unsere Pläne für den Sommer kreisen. Dass ich mich auf einen Abend freute, der Jahr für Jahr nach dem gleichen Muster ablief, konnte nur bedeuten, dass ich zutiefst gelangweilt gewesen sein muss. Ich verspürte einen Anflug von Wehmut; mein Leben war definitiv eintönig. Ich kümmerte mich um Félix' Wohlergehen und um die Ängste meiner Patienten, doch es gab nichts, was meine ­eigene Leidenschaft entfachte. Ich fühlte mich leer. Also überzeugte ich mich letztendlich selbst, dass es nichts daran auszusetzen gab, an einem Familienritual Gefallen zu finden, das ich in- und auswendig kannte. Ich sah alles genau vor mir: Marie und ich würden uns um fünf vor neun Uhr auf dem Vorplatz treffen und uns gegenseitig zu unseren jeweiligen Outfits gratulieren, bevor wir uns der zur Schau getragenen Gleichgültigkeit meiner Mutter stellten, die unsere Bemühungen, ihren kleidungstechnischen Ansprüchen gerecht zu werden, niemals auch nur wahrzunehmen schien. Die sonntäglichen Abendessen waren ein regelrechter Modewettbewerb: Wir hatten in einem zugleich eleganten und zwanglosen Outfit zu erscheinen, zum Beispiel in einem gut geschnittenen Kostüm oder in schicker Sportkleidung. In diesem Spiel war meine Schwester anerkanntermaßen unschlagbar. Wir würden in die Küche marschieren, um uns das leichte Abendessen zu holen, das der Koch, der seinen freien Tag hatte, für uns dort bereitgestellt hatte, und das Tischgespräch würde sich selbstverständlich dem bevorstehenden Sommer zuwenden. 'Immer dieselben Gäste!', würde mein Vater klagen und seufzen. Meine Mutter, die ihr kastanienbraunes Haar zu einem Chignon hochgesteckt haben würde und in ihrem eleganten Hauskleid (diesem altmodischen Kleidungsstück, das irgendwo zwischen einem Morgenmantel und einem Abendkleid angesiedelt war) schick und schlank aussah, würde einwenden, dass sie nach Kräften ihr Bestes tue. Arbeitete sie nicht sowieso schon hart genug daran, die übliche Runde mit neuen Gesichtern aufzufrischen? Es sei viel schwieriger, als es aussehe, Jahr für Jahr kultivierte und interessante Gäste aufzubieten, die kluge Gesprächspartner waren, sich jedoch nicht als Schnorrer erwiesen. Dann würde meine Mutter innehalten und so tun, als würde sie einlenken. 'Im Grunde genommen hast du recht. Aber ich weiß trotzdem nicht. Meine letzten Versuche. Denk nur an Joy, Moïra und Samuel. all die Mühe war. vergebens. Sie schienen so charmant zu sein, und dann. ein einziges Desaster.' Marie und ich würden uns einen Blick zuwerfen, um uns zu vergewissern, dass wir uns nichts einbildeten. Da niemand sonst je Notiz davon zu nehmen schien, wenn unsere Mutter in beunruhigender Weise nach Worten rang, würde jeder Kommentar, den meine Schwester oder ich hätten abgeben können, gemein klingen und die vergnügliche Diskussion über unser Sommerhaus mit einer bitteren Note versehen. Denn für uns war L'Agapanthe ein Hort des Glücks. Abgeschirmt von jeglicher Zeit, war es eine eigene Welt. Eine Welt des Luxus und des unbeschwerten Vergnügens. Wir redeten voller Stolz über L'Agapanthe, so wie andere über den ­Exzentriker ihrer Familie reden oder über irgendeine schillernde Person, die zu kennen sie für ein Privileg halten. L'Agapanthe war nicht das normale Sommerhaus einer rosaroten Kindheit, das nostalgische Erinnerungen an Marmeladenbrot, Arme Ritter und aufgeschürfte Knie heraufbeschwor. Nein. Während der Sommermonate verlangte das Haus, genau wie ein Ozeandampfer, nach Passagieren und jeder Menge Personal. Kurz gesagt war es das, was man meint, wenn man von bonne maison spricht. Dieses unverschämt snobistische Understatement bezog sic