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Die Claverings

Roman, Manesse Bibliothek der Weltliteratur

Erschienen am 17.09.2007
26,90 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783717521389
Sprache: Deutsch
Umfang: 896 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 15.5 x 10 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Erstmals auf deutsch! Liebe hin, Liebe her, ohne finanzielles Fundament führt kein Weg in die Ehe: Das ist viktorianischer common sense - und Ursache so mancher Nöte in Anthony Trollopes hinreißend charmantem Familienroman. Von sämtlichen Schriftstellern aller Länder sei Trollope derjenige, der die Rolle des Geldes am besten verstehe, schreibt W. H. Auden: 'Verglichen mit ihm ist selbst Balzac ein Romantiker.'Die blutjunge, temperamentvolle Julia gibt sich keinerlei Illusionen hin. Harry Clavering, ihr glühender Verehrer, dem durchaus ihr Herz gehört, ist der Sohn eines Landpfarrers, zwar mit vornehmer Verwandtschaft, aber ohne Aussicht auf ein nennenswertes Vermögen. So heiratet Julia wild entschlossen statt seiner einen steinreichen, aber liederlichen, trunksüchtigen Adligen. Harry findet schon bald Trost für sein vermeintlich auf ewig gebrochenes Herz. Doch als Julia nach einjähriger Ehehölle unversehens als vermögende Witwe wieder in England auftaucht, droht alles aus den Fugen zu geraten. Mit profunder Menschenkenntnis und einem kräftigen Schuss Ironie schildert Trollope Leben und Treiben des Clavering-Clans. Seinen Protagonisten blickt er so tief ins Herz, dass man sie am Ende zu kennen glaubt, als sei man selbst Teil der Familie. In pointierten, urkomischen Dialogen gewinnen auch Nebenfiguren ein markantes Profil. Dem wankelmütigen Liebhaber Harry Clavering widmet sich Trollope mit besonders innigem Spott. So entstand das gewinnende Porträt eines sympathischen, doch zwischen zwei starken Frauen mitunter sehr unheroischen Helden, der mit seiner Unberechenbarkeit in Liebesdingen den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält.

Autorenportrait

Anthony Trollope (1815-1882), in London geboren, entstammte einer vornehmen, aber verarmten Familie. Neben seiner Tätigkeit als Postbeamter begann er zu schreiben und veröffentlichte in rascher Folge Kurzgeschichten, Reisebücher, Essays und zahlreiche Romane. Seine liebevoll-ironischen Porträts der viktorianischen Mittelschicht tragen ihm bis heute die Sympathien der Leser ein.

Leseprobe

Kapitel 1 Julia Brabazon Der Blumengarten von Clavering Park lag etwa dreihundert Yards entfernt von dem großen, klotzigen, düster wirkenden steinernen Herrenhaus, dem Landsitz von Sir Hugh Clavering, dem elften Baronet dieses Namens, und in diesem nur wenig schönen und reizvollen Garten möchte ich meinen Lesern zwei jener Personen vorführen, mit denen ich sie in der folgenden Geschichte näher bekannt machen will. Es war Ende August, und die französischen Anlagen, Blumenbeete und Rasenflecken waren infolge einer langen Trockenheit verdorrt, verunstaltet, ja geradezu häßlich. In sorgfältig und fleißig gepflegten Gärten sind die Blumenbeete schön und das Gras grün, gleichgültig, welches Wetter herrscht, aber auf die Gärten von Clavering wurden nur unzureichend Sorgfalt und Mühe verwandt, und alles war gelb, dürr und verbrannt. Über den versengten Rasen spazierte eine Dame auf ein Tor zu, das zum Haus führte, und an ihrer Seite ging ein Gentleman. 'Sie gehen also jetzt hinein, Miss Brabazon', sagte der Herr, und sein Tonfall verriet deutlich, daß diese Worte als bitterer Vorwurf gedacht waren. 'Natürlich gehe ich hinein', antwortete die Dame. 'Sie haben mich gebeten, mit Ihnen spazierenzugehen, und ich habe abgelehnt. Sie haben mir aufgelauert, und deshalb fliehe ich nun - es sei denn, ich werde gewaltsam daran gehindert.' Bei diesen Worten blieb sie einen Augenblick stehen und sah ihm mit einem Lächeln ins Gesicht, das zu sagen schien, falls er solche Gewalt - in vernünftigem Ausmaß - anwenden würde, geriete sie nicht gerade in rasenden Zorn. Doch mochte sie auch zum Scherzen aufgelegt sein, er war es keineswegs. 'Und warum haben Sie abgelehnt?' fragte er. 'Aus zwei Gründen. Zum einen, weil ich es besser fand, jedes Gespräch mit Ihnen zu vermeiden.' 'Sehr höflich gegenüber einem alten Freund!' 'Aber hauptsächlich', und nun richtete sie sich auf, verbannte das Lächeln aus ihrem Gesicht und senkte den Blick, 'hauptsächlich, weil ich dachte, Lord Ongar werde es lieber sein, wenn ich hier in Clavering nicht allein mit einem jungen Herrn durch den Park wandere, und daß er erst recht Einwände gegen meine Streifzüge mit Ihnen erheben würde, wenn er erführe, daß Sie und ich. alte Bekannte sind. Nun war ich sehr offenherzig, Mr. Clavering, das sollte wohl reichen.' 'Sie haben also schon Angst vor ihm?' 'Ich habe Angst, jemanden zu verletzen, den ich liebe, und besonders jemanden, dem ich verpflichtet bin.' 'Reichen! Das reicht keineswegs. So wie Sie mich kennen - halten Sie es für wahrscheinlich, daß mir das reicht?' Er stand nun vor ihr, zwischen ihr und dem Tor, und sie gab sich keine Mühe, ihm zu entkommen. 'Was wollen Sie? Sie werden sich wohl kaum mit Lord Ongar schlagen wollen, und wenn, kämen Sie damit nicht zu mir.' 'Schlagen! Nein, ich habe keinen Grund, mich mit ihm zu streiten. Ein Duell würde zu nichts führen.' 'Zu gar nichts. Er würde sich nicht mit Ihnen duellieren, wenn Sie ihn fragten, und Sie könnten ihn nicht fragen, ohne mich zu hintergehen.' 'Dafür hätte ich immerhin ein Vorbild.' 'Unsinn, Mr. Clavering. Meine Treulosigkeit, wenn Sie es so nennen wollen, ist ganz anders beschaffen und findet vor jedem Gericht der Welt Gnade.' 'Sie haben Ihr Wort gebrochen.' 'Kommen Sie, Harry, keine Beschimpfungen.' Sie legte ihm sacht die Hand auf den Arm. 'Schauen Sie mich an, so wie ich bin, und dann sich selbst, und sagen Sie mir, ob aus einer Ehe zwischen uns beiden etwas anderes als Unglück erwüchse. Dem Taufregister nach sind wir gleich alt, aber der Erfahrung nach bin ich zehn Jahre älter als Sie. Ich habe zweihundert Pfund im Jahr und zur Zeit sechshundert Pfund Schulden. Sie haben vielleicht doppelt so viel und verlieren die Hälfte, wenn Sie heiraten. Sie sind Hilfslehrer.' 'Nein, Madam, nicht Hilfslehrer.' 'Gut, gut, ich will Sie ja nicht erzürnen.' 'Im Augenblick bin ich Lehrer, und wenn ich es bliebe, könnte ich durchaus mit einem ansehnlichen Einkommen rechnen. Aber ich werde Leseprobe

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