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Das Geld der Medici

Erschienen am 09.03.2009
8,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442155262
Sprache: Deutsch
Umfang: 285 S.
Format (T/L/B): 2 x 18.5 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die Geschichte des Aufstiegs der berühmten Medici-Familie und das Geheimnis ihres Reichtums Die Medici umgibt bis heute der Mythos, eine Dynastie unermesslich reicher und kunstsinniger Herrscher gewesen zu sein, die das moderne Bankwesen erfanden und ihre Heimatstadt Florenz mit den schönsten Werken der Renaissance schmückten. Aber wer waren die Medici wirklich, und was war das Geheimnis ihres Erfolges? Der in Italien lebende britische Romancier Tim Parks entführt den Leser kenntnisreich, lebendig und fesselnd in das Florenz des Mittelalters und lässt ihn teilhaben am legendären Aufstieg dieser einzigartigen Familie und des von ihr eingeführten Bankwesens.

Leseprobe

MIT usura«, so schrieb Ezra Pound, »hat niemand ein Haus aus gutem Stein jeder Quader glatt geschnitten und wohlgefügt damit ein Muster seine Fläche ziere.« Mit usura meinte Pound Wucher oder den Verleih von Geld gegen Zinsen. Nicht nur gegen einen exorbitant hohen Zinssatz, wie wir das Wort »Wucher« heute verstehen, sondern gegen Zinsen überhaupt. Er fährt fort: »mit usura hat niemand ein gemaltes Paradies an seiner Kirchenwand. kein Bild gemalt, dass es daure, oder man damit lebe sondern dass es verkauft werde, schnell verkauft mit usura, Sünde wider die Natur.« In den 1920er Jahren war Pound zu der Überzeugung gelangt, die auch heute noch von vielen geteilt wird, dass das internationale Bankwesen eine Quelle großen Übels sei. Er benutzte das italienische Wort usura, weil die Geschichte in Italien begann. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde über Europa ein Kreditnetz gespannt, das im Norden bis nach London reichte, im Osten bis Konstantinopel, im Westen bis Barcelona und im Süden bis Neapel und Zypern. Im Herzen dieses dunklen Gewebes des Zinskredits lag Florenz. Doch in der gleichen Epoche, und vor allem in dem darauf folgenden Jahrhundert, brachte die toskanische Stadt das Beste an Gemälden und Architektur hervor, das die Welt je gesehen hatte. Nie wurden Steinquader glatter geschnitten, nie wurden schönere Paradiesszenen auf Kirchenwände gemalt. Besonders in der Familie der Medici waren die beiden Phänomene - modernes Bankwesen und unübertroffene Kunst - eng verknüpft und befruchteten sich gegenseitig. Offenbar hat Pound sich geirrt. Mit usura, dem verzinsten Kredit, haben wir nichts Geringeres als die Renaissance. Dieses Buch vermittelt einen kurzen Einblick in die Geschichte der Familie Medici im 15. Jahrhundert; es behandelt ihre Bank, ihre Politik, ihre Ehen, ihre Sklaven und Mätressen, die Verschwörungen, die sie überlebten, die Häuser, die sie erbauten, die Künstler, die sie förderten. Im Verlauf des Buches soll gezeigt werden, wie sehr die Geschichte der Medici uns Aufschluss über unser heutiges Verständnis von der Beziehung zwischen Hochkultur und Kreditkartenwesen geben kann und inwiefern sich unser anhaltendes Misstrauen gegenüber dem internationalen Finanzwesen und dessen Verquickung mit Religion und Politik daraus ableiten lässt. Die Geschichte ist kompliziert. Es gilt, fünf Generationen zu betrachten. Es ist wichtig, sich von Anfang an die wichtigsten Namen und Daten sowie die allgemeine Zielrichtung der Betrachtung klar zu machen. Die Bank wird 1397 gegründet und bricht 1494 zusammen. Leider wird es keine Hundertjahrfeier geben. Giovanni di Bicci de'Medici gründet sie. Das heißt: Giovanni, der Sohn des Bicci (unerklärlicher Spitzname für Averardo) aus Giovanni di Bicci De'Medici. Als Begründer der Bank riet Giovanni seinen Kindern: »Meidet das Auge der Öffentlichkeit«, als ahnte er bereits die Gefahren, die aus einer Verquickung von Politik und Finanzwesen erwachsen konnten. Giovanni wird 1360 geboren und ist für die anfängliche Expansion der Bank sowie für die Schaffung des speziellen Medici-Stils verantwortlich. Er ist vernünftig und steckt den Kopf tief in die florierenden Geschäftsbücher, bevor er 1429 aus dem Leben scheidet. »Meidet das Auge der Öffentlichkeit«, rät er seinen Kindern auf dem Sterbebett. Cosimo di Giovanni de'Medici verstößt irgendwann gegen diesen Rat, weswegen er später unter dem Namen Cosimo Pater Patriae, Vater des Vaterlands, bekannt und verehrt wird. Seine Lebensdaten sind 1389 bis 1464; von unseren fünf reichen Männern lebt er also am längsten. Nachdem er eine kurze Zeit erst im Gefängnis, dann in der Verbannung überlebt hat, führt er die Medici-Bank zu ihrer größten Expansion und in ihre beste Gewinnphase und tritt entschlossen ins politische Leben ein, bis es ihm gelingt, die fast uneingeschränkte Führung des Stadtstaats zu übernehmen. Er ist mit Philosophen, Architekten und Malern befreundet, er ist Schutzherr der Künste und Förderer vieler Kunstwerke für die Öff Leseprobe