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'Und ich dachte, es sei Liebe'

Vom Verlassen und Verlassenwerden - Abschiedsbriefe von Frauen

Erschienen am 10.09.2007
7,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442154562
Sprache: Deutsch
Umfang: 223 S.
Format (T/L/B): 1.7 x 18.3 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

"Bis wir erkennen, was Liebe ist, sind wir meist schon tot. Schade." Sibylle Berg Zu den zeitlosen Ritualen, sich vom Geliebten zu lösen, gehört der Abschiedsbrief - ein Klassiker seines Genres, so alt wie die Liebe selbst. Sibylle Berg hat quer durch die Zeiten solche Briefe von Frauen gesammelt, von Berühmtheiten und Prominenten wie Anne Boleyn, Marlene Dietrich, Corinne Hofmann oder Else Buschheuer genauso wie von ganz normal-sterblichen Vertreterinnen ihres Geschlechts. Wunderbare Trosttexte für alle, die unter Liebeskummer leiden

Autorenportrait

Sibylle Berg, geboren in Weimar, lebt heute in Zürich. Bekannt wurde sie mit dem Roman "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" (1997). Neben Büchern schreibt sie auch Theaterstücke und veröffentlicht regelmäßig in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften. Bei DVA erschien zuletzt "Und ich dachte, es sei Liebe". Abschiedsbriefe von Frauen (2006).

Leseprobe

Als ich gefragt wurde, dieses Buch zu machen, interessierte mich an der Idee vor allem: Geht es den anderen Frauen anders als mir? Denkt man doch immer, dass man selber schuld ist am Elend, dass man zu wenig war, zu laut, zu schnell. Dass man alles falsch gemacht hat in all den traurigen Geschichten, die unsere Seele pflastern, die sie so schwer machen und uns immer misstrauischer. Es ist nicht wahr, dass alles vergessen ist, wenn der Richtige kommt. Leider. Die vielen kleinen Risse und Verletzungen machen, dass unsere Liebe später nie mehr so rein, naiv und strahlend sein kann. Ehrlich: Ja. Tief: Durchaus. Aber so verrückt und unendlich wie am Anfang unseres Liebeslebens: Nie mehr. Nach all den Briefen, die ich gelesen habe, von heute und gestern, merke ich: Nicht ich war falsch, nicht die Männer, es ist wohl einfach das Leben, das nicht so besonders richtig ist. Die Gründe, warum Lieben scheitern, sind immer dieselben: Er hält sie nicht aus, ihre Stärke nicht aus, ihre Schwäche nicht aus, hält nicht aus, nie mehr eine andere haben zu können, hält sich nicht aus in dem Bild, ein Paar zu sein, und umgekehrt. Egal, immer dieselben Traurigkeiten in immer neuen Geschichten. Jede anders, wie die Menschen immer anders sind, und nur immer gleich ihre Sehnsucht nach Liebe. Vielen Dank allen traurigen Damen, die mir ihre Briefe zur Verfügung gestellt haben. Ich und 1 Million Leserinnen wissen dieses Vertrauen zu schätzen! Ich hoffe, es geht euch allen wieder gut. Vielen Dank Anne Wieser für ihren Fleiß - und Hann Leitgeb für ihren Fleiß! Sibylle Berg Kapitel 1 Briefe von Frauen, die man kennen könnte. Heute 'Fahr zur Hölle. Und wenn du dort bist - warte auf mich.' Else Buschheuer Sibylle Berg Von Abschiedsbriefen und der Liebe Natürlich habe ich Abschiedsbriefe geschrieben. Ob auch abgesandt, das weiß ich nicht mehr zu sagen. Ich erinnere mich nur an während unendlichen Sonntagen im November aufgeschriebenen Weltschmerz - Leonard Cohens Famous Blue Raincoat auf Dauerwiederholung. Winter und leere Straßen, am Rande ein kaltes Hotel in der Nacht, drei Zimmer erleuchtet, wie müsste es sein, von dir verlassen, in diesem Hotel, in der Nacht, in Amerika. Wir fuhren, wir liefen gegen Wind. Fremd, deine Hände auf dem Steuer in dieser verdammten Nacht in Amerika. Wir wussten nichts zu sagen, am Morgen warst du nicht mehr da. Kalte Luft im Zimmer, in einem Hotel in Amerika. Vielleicht würde jemand von draußen das erleuchtete Fenster sehen, sagen, stell dir vor, Liebste, du hättest mich verlassen, und ich läge jetzt dort, alleine. Unangenehm, so etwas wiederzufinden, Jahre später. Ohne den dazugehörigen Schmerz wird Liebeskummer so austauschbar wie die Herren, an deren Gesichter ich mich heute nicht einmal mehr erinnere. Selten trauern wir um Männer. Was uns so leiden macht, zornig und kalt, sind gestorbene Träume. Immer wirst du einsam sein, bis zum Ende, und nie wird ein anderer etwas daran ändern - erkennt man im Schmerz, um es später wieder zu vergessen. Wenn man läuft zu zweit, wie eines, sich ständig berührt und so leicht ist, dass man sich auflöst und in den Himmel fliegt. Aber das endet, aus dem Himmel zurück auf dem Boden, mit der Angst und dem Wissen darum, allein im Körper, umgeben von all den merkwürdigen Gefühlen, definitiv unverstanden zu sein - selbst von sich selbst. Die Einsamkeit beginnt, wo wir anfangen und nicht mehr ein Teil unserer Mutter sind. Kindheit heißt die Zeit, da Hirn und Gefühl sich nicht recht verständigen. Die finden vielleicht in der Pubertät wieder zusammen. In der Zeit, in der die meisten die erste Liebe erleben. Die die romantischste in unserem Leben ist, weil sie nur aus Illusionen besteht. Die nichts will außer Auflösung. Ein Mädchen, ein Junge, egal, und wir wollten ihn/sie und wussten gar nicht, was wir mit ihm/ihr wollten außer: nie mehr alleine sein. Standen an offenen Fenstern, draußen Frühling und an den Wänden Pferdeposter Leseprobe