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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783311350064
Sprache: Deutsch
Umfang: 285 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 21 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Sie ist Astrophysikerin und kämpft im 'Land der Gegenwart' mit ihrer Doktorarbeit. Sie kommt aus dem 'Land der Vergangenheit', einem Ort, der in ihrer Erinnerung durch persönliche und politische Tragödien belastet ist. Ihr Partner ist Gerichtsmediziner, der die Knochen von Opfern staatlicher Gewalt analysiert und sich gerade von einer Explosion auf einer Baustelle erholt, die ihn fast getötet hätte. Sie wird von einer Schreibblockade geplagt und wünscht sich, sie würde krank, um eine Entschuldigung für ihre mangelnden Fortschritte zu haben. Dann treten bei ihr mysteriöse Symptome auf. Während ihre Angst wächst, wird die Anziehungskraft der Vergangenheit stärker und stärker, und ihre Familie rückt ins Blickfeld: der verwitwete Vater, die Stiefmutter, die Geschwister. Jede und jeder von ihnen hat eigene Erfahrungen mit Krankheit und Gewalt gemacht, und schließlich werden die Systeme aufgedeckt, die sie zusammenhalten und zugleich atomisieren. Nervensystem von Lina Meruane ist die außergewöhnliche klinische Biographie einer Familie - voller Zuneigung und Groll, dunklem Humor und verschütteter Geheimnisse, in der Traumata als Krankheiten spürbar und sichtbar werden - Krankheiten, die nicht nur den Körper, sondern auch die Familien und die Geschichte der Länder, in denen wir leben, heimsuchen können. Ein elektrisierender Roman über Krankheit, Vertreibung und das, was uns zusammenhält.

Autorenportrait

AMY FRIEND, geboren 1974, ist eine kanadische Künstlerin, die mit verschiedenen Methoden arbeitet: Fotografie, Installation und gemeinschaftsbasierte Kollaboration. Das Cover von Nervensystem zeigt ihre Fotografie This is me at nine years old. Friends forschungs- und prozessorientierte Arbeiten wurden in nationalen und internationalen Ausstellungen, Projekten und Festivals gezeigt. Sie beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Geschichte, Zeit, Erinnerung, Staub, Ozeanen und unserer Verbindung zum Universum. Friend ist Mutter einer Tochter und oft am Ufer des Lake Ontario anzutreffen.

Leseprobe

'Die Zeit zählt nicht, doch verstreicht, der Tag ist da. Sie durch quert Türen, begibt sich wieder ins Magnetfeld und streckt sich, wieder, auf der Resonanzliege aus, die in die Röhre fährt. Und sie schließt die Augen, damit die Felder sie durchdringen, ohne sie zu berühren, und öffnet sie und fragt sich abermals, wie die Decke im Raum nur so makellos sein kann, wenn alles andere verfällt, und sie steht auf von ihrem Körper, zieht ihn an und geht nach Hause und schläft und träumt lebhaft und wacht so erschöpft auf, wie sie sich hingelegt hat, duscht lustlos, reiht Wörter Sätze Fossilien anderer Zeitalter aneinander und geht schwerfällig hinaus, steigt in dreckige U-Bahn-Wagen, die die Stadt durchqueren, rasch wie die Tage, ohne Sinn, ohne Richtung, einer nach dem anderen, eins nach dem anderen, nach dem anderen. Und jetzt ruft die Assistentin von der Neurologie an, um ihr mitzuteilen, dass die Entzündung im Rückenmark zurückgegangen ist. Das erwartungsvolle Atmen der Assistentin füllt die Leere, die sie mit ihrem Schweigen gräbt. Das sind gute Nachrichten, nicht wahr? Die Frage klingt nach Flehen. Und sie versteht nicht, warum sie sich dieses Gespräch so oft in ihrer Muttersprache wiederholt. Das gerade in einer anderen stattgefunden hat.'